Nicht wenige Intellektuelle, Journalisten und Politiker warnen, dass seit einigen Jahren ein Zeitalter der Krisen ausgebrochen sei: Klimawandel, Euro-Rettung, Migration, Corona, Inflation, Kriege in Nahost und in der Ukraine, von China und Taiwan ganz zu schweigen. Die Herausforderungen der Gegenwart sind gewaltig und um Lösungen wird immer heftiger gestritten, sodass Europa eine zunehmende politische Polarisierung und eine Stärkung rechtspopulistischer und -extremer Parteien verzeichnet, wie nicht nur die letzten Landtagswahlen in Ost- und Mitteldeutschland gezeigt haben, sondern auch unlängst die Wahl in Österreich. Turbulente Zeiten also, die ein besonnenes Handeln der Mitte erfordern. Alle müssen mitanpacken, und ganz besonders Unternehmen und wirtschaftliche Verantwortungsträger stehen nun unter Druck Lösungen zu präsentieren, die Deutschland zukunftsfähig macht.
ESG – Enviromental, Social und Governance: Was bedeutet das eigentlich?
ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) und beschreibt ein Rahmenwerk zur Bewertung der Nachhaltigkeit und ethischen Praxis von Unternehmen. Es umfasst Kriterien wie Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und verantwortungsvolle Unternehmensführung, die Unternehmen nutzen, um ihre Leistung in diesen Bereichen zu messen und zu verbessern. ESG gewinnt zunehmend an Bedeutung für Investoren, Verbraucher und Regulierungsbehörden, da es eine ganzheitliche Betrachtung der Unternehmensleistung ermöglicht, die über rein finanzielle Kennzahlen hinausgehen. Denn auf diesem Wege können Unternehmen ihren Beitrag dazu leisten, die Welt ein Stück weit zu einem besseren Ort zu machen. Dies erwarten auch immer mehr deutsche Verbraucher.
Der SEC Newgate ESG-Monitor: Ein Seismograf für den Zustand unserer Welt
Vor diesem Hintergrund eines gestiegenen öffentlichen Bewusstseins zu Fragen der Nachhaltigkeit, bietet der SEC Newgate ESG-Monitor einen Einblick in die globale Stimmung zu diesen Fragen, aber nimmt auch Erhebungen spezifisch für Deutschland vor. Bereits seit 2021 führt SEC Newgate jährlich diese Studie durch, die die Wahrnehmung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG) in verschiedenen Ländern unter die Lupe nimmt und dabei einen globalen Vergleich ermöglicht. Hierfür befragt der ESG-Monitor über 14.000 Verbraucher in 14 Ländern und liefert damit ein repräsentatives Bild der weltweiten Einstellungen zu ESG-Themen.
Was sagt der aktuelle ESG-Monitor für das Jahr 2024?
Der diesjährige ESG-Monitor hat viele interessante Aspekte zu Tage gefördert. Ein Punkt, der besonders ins Auge sticht, ist jedoch besonders die negative Sicht der Deutschen auf die Entwicklung ihres Landes in ESG-bezogenen Fragen. Im dritten Jahr in Folge sinkt der Anteil derer, die Deutschland grundsätzlich auf dem richtigen Weg sehen auf nun nur noch 29%. Damit liegt Deutschland – wie in den Vorjahren – deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 45-50%, der vor allen Dingen durch den Optimismus der Befragten in den asiatischen Ländern nach oben gezogen wird. Andere europäische Länder und die Vereinigten Staaten schneiden in einem ähnlichen Bereich ab wie Deutschland.
Eine weitere Erkenntnis aus der diesjährigen Studie ist, dass ESG-Themen leicht an Wichtigkeit im Vergleich zu den Vorjahren verloren haben. Während 2023 noch 69% angaben, dass sie von Unternehmen ein stärkeres ESG-Engagement erwarten, sank diese Zahl 2024 um zwölf Prozentpunkte auf 57%. Möglicherweise reflektiert das das aktuelle Umfeld, in dem andere Krisen das Thema Nachhaltigkeit ein Stück weit aus der öffentlichen Aufmerksamkeit verdrängen.
Dennoch bestehen die ESG-Erwartungen der Deutschen auf einem relativ hohen Niveau. Hierbei differenzieren die Befragten auch zwischen Regierungen, größeren und kleineren Unternehmen in ihrer Bewertung der ESG-Performance. Die ESG-Bilanz kleiner und mittlerer Unternehmen wird mit 54% deutlich besser beurteilt als die großer Unternehmen (39%) und staatlichen Institutionen (36%).Umgekehrt wird die Dringlichkeit eines ESG-konformen Handelns beim Staat am höchsten bewertet, gefolgt von großen und dann kleinen und mittleren Unternehmen. Das deutet darauf hin, dass sich gerade die großen Akteure einer hohen Erwartungshaltung der deutschen Öffentlichkeit gegenüber sehen, verstärkt ESG-konform zu agieren.
Was Unternehmen angeht, sind darüber hinaus 82% der Meinung, dass diese neben den Interessen der Aktionäre auch die anderer Stakeholder bei unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigen sollen. Parallel dazu erwarten die Befragten in Deutschland auch eine klarere Kommunikation von Unternehmen. Insbesondere wenn es um die Maßnahmen von Unternehmen in Bezug auf die Berücksichtigung aller Stakeholder und zur Verbesserung der ESG-Bilanz geht, gibt es, laut den Befragten, Verbesserungsbedarf.
Insgesamt sehen die Befragten in Deutschland die Verantwortung für verstärkte Nachhaltigkeit eher beim Staat als bei den Unternehmen. So bleibt auch die grundsätzliche Unterstützung für die Energiewende und Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels auf einem hohen Niveau von 66 und 67% und die Erwartung an den Staat, ESG-konform zu handeln sogar bei 80%.
Resümee: Nachhaltigkeit für Unternehmen – ein wichtiges Thema
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass Nachhaltigkeit, insbesondere im Rahmen von ESG (Environmental, Social, Governance), für Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist. Die Gründe dafür liegen einerseits darin, dass damit neue Geschäftsmöglichkeiten erschlossen und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden können. Andererseits können auf diesem Wege Risiken besser identifiziert werden. Angesichts steigender regulatorischer Anforderungen und hoher gesellschaftlicher Erwartungen sind viele Unternehmen verpflichtet, ESG-Daten zu erheben und transparent zu berichten, was die Notwendigkeit einer proaktiven Auseinandersetzung mit diesen Themen verstärkt. Hierbei leistet der Global ESG-Monitor von SEC Newgate einen wertvollen Beitrag, weil er Seismograph der aktuellen Befindlichkeit der Bürger zu diesem Thema ist.